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Stadtporträt

Südost: Vom Mühlental zum pulsierenden Zentrum

Das Wiesbadener Stadtviertel Südost hat sich im Laufe der Jahrhunderte von einer ländlichen Siedlung mit Mühlen und Landhäusern zu einem dynamischen Zentrum entwickelt.

Frühe Siedlungen und erste Villen

Jahrhundertelang waren die Mühlen entlang des Salzbachs die einzigen Wohnplätze im Gebiet des heutigen Stadtbezirks. Neben Herbergen und Gastwirtschaften zählten sie im Mittelalter zu den wichtigsten Wirtschaftsbetrieben der Stadt. Ab 1842 wurden in der Nähe der Neumühle an der heutigen Mainzer Straße die ersten Landhäuser nach Plänen des Architekten Eugen Jahn gebaut. In den folgenden Jahrzehnten entstanden immer mehr Villen, insbesondere östlich der Bierstadter Straße und an der Frankfurter Straße. Rund um die Biebricher Allee wurden in den 1870er Jahren ebenfalls Villen errichtet.

Menschen auf einem modernen Gebäude.
Das Lili im Wiesbadener Stadtteil Nordost.

Wiesbaden wächst nach Osten

Mit der Stadterweiterung nach Osten über die Grenzen des sogenannten historischen Fünfecks hinaus, begann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Bau von Villen und Stadthäusern. Wenig später, zwischen 1880 und 1890, wurden zentrale Einrichtungen wie St. Josefs-Hospital, Elektrizitätswerk, Gaswerk und Schlachthof errichtet. Der Hauptbahnhof wurde 1906 fertiggestellt und bildete einen wichtigen Knotenpunkt in der städtischen Entwicklung. Es folgten das Städtische Museum (heute Museum Wiesbaden), Schulen und Einfamilienhäuser.

Urbanisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Am Schiersteiner Berg gab es bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nur vereinzelt Gebäude. In den Jahren nach 1900 wurde die Bebauung mit mehrstöckigen Wohnhäusern südlich der Ringstraße vorangetrieben. Hier entstanden in kurzer Zeit die Gutenbergschule, das Landeshaus, die evangelische Lutherkirche und die katholische Dreifaltigkeitskirche.

Siedlungsland am Südfriedhof

Seinerzeit noch weit außerhalb der Bebauungsgrenze wurde in den Jahren 1908 und 1909 der Südfriedhof angelegt. In seiner Nähe entstand die Schwarzenberg-Siedlung. Ab den 1930er Jahren wurde nordöstlich der Siegfriedstraße (heute Siegfriedring) weiteres Siedlungsland erschlossen und bebaut.

Nachkriegszeit

In den 1950er Jahren kam es zu einem der größten Siedlungsvolumen des Stadtbezirks überhaupt. Es wurden Mehrfamilienhäuser, Villen und Einfamilienhäuser gebaut. In den folgenden Jahrzehnten wurden wichtige Großprojekte verwirklicht, darunter das Innenministerium, die Wehrbereichsverwaltung, die Hauptpost (die mittlerweile abgerissen wurde), der Neubau des Hauptstaatsarchivs an der Mosbacher Straße und zahlreiche weitere Behördengebäude, wie das Behördenzentrum am Schiersteiner Berg – das sich inzwischen aber schon wieder in der Neugestaltung befindet.

Hainer Berg und das amerikanische Erbe

Im Herbst 1954 wurde der erste Bauabschnitt der amerikanischen Großsiedlung am Hainer Berg fertiggestellt. Dort entstanden fast eintausend Wohnungen für Besatzungsangehörige. Dies führte zu einer spürbaren Entlastung der gesamtstädtischen Wohnraumsituation, da zuvor von der US Army beschlagnahmte Häuser wieder freigegeben wurden. Bis in die 90er Jahre prägte die amerikanische Präsenz den Stadtbezirk, auch durch das Wiesbaden Medical Center (das heutige Polizeipräsidium am Konrad-Adenauer-Ring), das weltweit für die Behandlung von Kriegsverletzten bekannt war.

Historisches Highlight

Vor vielen Häusern gibt es Stolpersteine, kleine Messingtafeln im Boden, die mit den Namen der ehemaligen Bewohner versehen sind. Sie erinnern an die Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.

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